Archiv der Kategorie: Wobblies in Aktion

Taxi-Fahrer_innen bewegen sich

Selbstorganisation und lokale Basisgewerkschaften entstehen in Kassel, Berlin, Bremen, Hamburg, Würzburg!

 

In Kassel gibt es seit seit September 2012 eine kleine Weltneuheit zu besichtigen: Der neu gewählte Betriebsrat des Taxi-Team Kassel (derzeit 28 Fahrzeuge, ca. 45 abhänging Beschäftige) hat eine Website, die gleichermaßen von den Logos der IWW und ver.di geziert wird (Siehe hier). Denn in dem Gremium sind Mitglieder beider Gewerkschaften vertreten und diese arbeiten offensichtlich konstruktiv an einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Was im Büro von ver.di-Chef Frank Bsirske, einem erklärten Feind kleiner, unabhängiger Gewerkschaften, vielleicht für Magengrummeln sorgt, kann an der Basis durchaus gelingen: Solidarität und Einigkeit im Sinne der Arbeitenden über Organisationsgrenzen hinweg.

(Die erste Berliner Autodroschke des Fuhrunternehmens Emil Thien auf dem Königsplatz. Berlin um 1905)


Wer mit den IWW-Taxi-Kolleg_innen in Verbindung treten möchte, kann das hier tun: eMail an IWW-Taxi-Organizer.

Überhaupt tut sich einiges in der Taxi-Branche. In Berlin blockierte der Berliner Taxi Bund in diesem Jahr den Flughafen Tegel, was die regionale Redaktion der BILD-Zeitung am 25. Juni 2012 schwer empörte (“Warum legen 150 Taxifahrer Tegel lahm?“).

Dass Berlin ein spezielles Pflaster für Proteste ist, wird aus dem Aufruf der Taxi-Kollegen deutlich:

Wir weisen ausdrücklich auf folgendes hin:
– es ist verboten, Waffen, Pyrotechnik und spitze Gegenstände
zur Zeit unserer Protestaktion mitzuführen;
– es ist verboten vermummt zu erscheinen;
– es darf nur dort geparkt werden, wo es ausdrücklich erlaubt ist

(Aufruf hier einzusehen) Taxi-Fahrer_innen scheinen einiges Aggressionspotential zu besitzen, was vermutlich an ihren Arbeitsbedingungen liegt.

Am 23. April 2012 brachte der Berliner Taxi Bund bei einer Sternfahrt ca. 2.500 Fahrzeuge zusammen. Die Angestellten und (Schein-)Selbständigten protestierten mit Streiks und Boykott an den Flughäfen Tegel und Schönefeld gegen die geplante neue Tarifregelung am künftigen “Flughafen Berlin Brandenburg” (siehe Bericht rbb-nachrichten).

Kampf gegen Regime des Bremer Taxi-Ruf

Cottbus 1990: Taxi-Demo gegen Preiswucher (Quelle: bundesarchiv)


Die IG Bremer Taxifahrer vermeldet am 7. September 2012 ein sprunghaftes Wachstum auf ca. 225 Mitglieder. Sie kämpft derzeit vorweigend gegen den “monopolistischen Tourenvermittler” Taxi Ruf Bremen e.V. und dessen Versuche, den Bremer Faher_innen (siehe Pressmitteilungen der IG) das Leben schwer zu machen. Die Bremer Taxistas besitzen nach eigenen Angaben Kontakte zu organisierten Kollegen im Umland, in Lübeck sowie in Hamburg.

Fachverband aktiver Taxifahrer

Die Kolleg_innen aus der Hansestadt Hamburg beschreiben ihre Organisation wie folgt:

Die Besonderheit des HTV – Hamburger Taxenverband e.V. in der Landschaft der Hamburger Taxengewerbe-Verbände ist, dass wir uns als einziger nicht als Unternehmerverband, sondern als Fachverband aktiver Taxifahrer verstehen. Dabei machen wir keinen Unterschied zwischem dem Status “selbstständig” und “angestellt”, weil die meisten der praktischen Probleme, von der Taxenordnung bis zu den Taxiposten, für alle gleich sind.

Sie haben ihre Website im Januar 2012 gestartet (siehe hier). Bereits seit 2009 sind Taxi-Fahrer_innen im Süden Deutschlands aktiv.

Union Busting gegen Taxi-Gewerkschafter in Würzburg

Hinter dem etwas groß dimensionierten Namen “Deutsche Gewerkschaft der Taxi-Faher/-innen” scheint momentan vorwiegend ein Kern von Arbeiter_innen und Selbständigen aus Würzburg zu stehen. Auf ihrer Website berichten sie u.a. von gewerkschaftsfeindlichen Sanktionen und Repressalien gegen ihren Organisierungsversuch, der sie zu einer vorerst verdeckten Organsierung zwänge:

Nachdem gleich in der Gründungsphase der Gewerkschaft DG-Taxi mehrere Gründungsmitglieder von ihren Arbeitgebern mit Kündigungen und sonstigen Konsequenzen bedroht wurden, vertagten wir diverse Aktivitäten, um unsere Unterstützer und Mitglieder zu schützen.

Wir verzichteten darauf, uns als Verein beim Registergericht eintragen zu lassen, weil dazu automatisch mindestens die Gründungsmitglieder über die beim Registergericht zu hinterlegenden Protokolle offengelegt werden müssten. Wir hatten und haben Beweise, dass die Arbeitgeberseite diesen Menschen mit allen Mitteln – auch unserer Ansicht nach illegalen – das Leben schwer machen wird. So besteht für einen der Initiatoren seit nunmehr 3 Jahren eine unserer Meinung nach illegale Aussperrung von großen Teilen des örtlichen Taxiumsatzes in Form von Krankenfahrten und Versorgungsfahrten für den größten Auftraggeber der Würzburger Taxibranche, die Universitätsklinik Würzburg. [..]

Und wir haben gelernt, dass der Aufbau einer neuen Gewerkschaft auch in der freiheitlich-demokratischen Umgebung dieses Landes nur durch Tricks und besondere Vorsicht gelingen kann.

( Quelle: Website DG-Taxi)

Überregionale Vernetzung

Die Bremer Taxi-Gewerkschafter_innen berichten von vermehrten überregionalen Treffen und beginnender Koordination unter den Taxi-Aktivist_innen:

Bisherige Fernfahrten konnten schon ganz sinnvoll mit Treffen verbunden werden und wir werden die Zusammenarbeit ausbauen. Auch hier wie in Berlin, Lübeck, Kassel, Göttingen oder sonst wo haben die Kollegen die selben oder ähnlichen Probleme. Und sie wehren sich ebenso wie wir.

Die Industrial Workers of the World im deutschsprachigen Raum nehmen diese Entwicklung zur Selbstorganisation mit Interesse und Sympathie zur Kenntnis.

Weiter führende Links:

Gefunden auf und veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung auf: www.wobblies.de

Selbstorganisation und Solidarität der Taxifahrer – nicht nur in Bremen!

Gefunden auf der Internetpräsenz der
http://www.ig-bremer-taxifahrer.de

 

Die Arbeit unsere Gemeinschaft, die sich seit April diesen Jahres erfolgreich für die Rechte der Taxifahrer einsetzt, hat nicht nur weiterhin Zulauf aus dem eigenen Pflichtfahrgebiet. Bei derzeit ca. 225 Mitgliedern haben wir nicht nur doppelt so viele Mitglieder in 4 Monaten gewonnen, wie der Taxi-Ruf in 120 Jahren. Es gibt auch Anfragen und Hilferufe aus dem Bremer Umland.

Zudem sind sogar bereits mehrere Kontakte zu ähnlichen Organisationen von Taxifahrern und anderen Arbeitnehmerverbänden entstanden, die uns solidarische Grüße übermittelt und zu einer Zusammenarbeit eingeladen haben. An mehreren Orten im ganzen Land, so scheint es, stehen erstmals Taxifahrer auf, organisieren sich und treten für ihre Rechte ein. In Zukunft werden wir daher unsere Aktivitäten auch auf die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen richten, und gemeinsame Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit anstreben.

Unter diesen Akteuren ist eine Gruppe von Lübecker TaxifahrerInnen, die sich selbstständig organisiert hat und mit der Gewerkschaft ver.di zusammen arbeitet. Von Ihnen hat R. Schmidt kürzlich eine sehr pointierte und treffende Denkschrift über die unsäglichen Umstände in unserem Gewerbe verfasst, die ihr in Kürze auf unser Webseite werdet lesen und kommentieren [LINK zur Kommentarfunktion] können. Wir werden sicherlich noch mehr voneinander hören – eine Zusammenarbeit ist im Aufbau.

Sehr gefreut hat uns auch die Solidaritätsbekundung vom Daimler-Betriebsrat und der Hinweis auf die Initiative selbstorganisierter Arbeitnehmer „Bremen macht Feierabend“ [www.bremen-macht-feierabend.de]. Eine Seite, die auf Missstände insbesondere der Niedriglohnjobs aufmerksam macht. Eine umtriebige und gewerkschaftsübergreifende Truppe, die für Arbeitnehmer- und Arbeitslosenrechte eintritt.

Der Betriebsrat vom Taxi-Team Kassel [www.taxi-team-kassel-betriebsrat.alterweb.de/], organisiert bei ver.di und der „Industrial Workers of the World“ [http://www.iww.org/], hat eine ebenfalls überregionale Zusammenarbeit der Taxifahrer und mit den Gewerkschaften ver.di und dg-Taxi [www.dg-taxi.de] angeregt und auch diesem Vorschlag werden wir uns sicher nicht verschließen. Bremen ist keine Insel und unsere Erfolge in Bremen zeigen sehr gut, wie nützlich ein Zusammenschluss sein kann. Entsprechend nützlicher wird ein größerer Zusammenschluss.

Last but not least haben wir –natürlich- Kontakt zu den Jungs und Mädels vom „Hamburger Taxenverband“ HTV [http://hamburgertaxenverband.de]. Bisherige Fernfahrten konnten schon ganz sinnvoll mit Treffen verbunden werden und wir werden die Zusammenarbeit ausbauen. Auch hier wie in Berlin, Lübeck, Kassel, Göttingen oder sonst wo haben die Kollegen die selben oder ähnlichen Probleme. Und sie wehren sich ebenso wie wir.

Dies ist nur ein Ausschnitt aus unserer Bilanz der letzten 4 Monate – und mit unseren Kollegen aus ganz Deutschland werden wir weiter gemeinsam für unsere Rechte eintreten.

 Viele Grüße – Euer Vorstand.

Es bewegt sich also was!

Der Betriebsrat des Taxi-Teams-Kassel und die IWW-Wobblies Kassel hatten zuvor die Kolleginnen und Kollegen in Bremen angeschrieben und diesen eine Zusammenarbeit angeboten!

IWW – Industrial Workers of the World – Die Wobblies

Wir sind die Wobblies Kassel

Endlich gibt es auch eine Ortgruppe der Wobblies in Kassel. Am Samstag, dem 07. Juli haben wir uns in Kassel gegründet. Unter anderen wurde auch die Erstellung dieser Website beschlossen, mit der wir fortan über unsere Aktivitäten in Kassel, aber auch über Aktivitäten für die Rechte der arbeitenden Bevölkerung, über den Tellerrand hinaus, aufmerksam machen wollen.

Wir, die Wobblies Kassel werden nicht die Augen davor verschließen, wie die arbeitende Bevölkerung auch in Kassel, tagtäglich ihre Arbeitskraft dafür einsetzt, dass andere sich an ihr bereichern. Die sich den Mehrwert der Arbeit in die eigene Tasche stecken, ohne sich einen Dreck darum zu scheren, wie es um die Lebens- & Arbeitssituation ihrer Beschäftigten bestellt ist.

Wir, die Mitglieder der Wobblies verstehen uns nicht als handelsübliche Gewerkschaft, sondern packen unsere Probleme selbst an. Dabei unterstützen wir natürlich jede Initiative die aus den Betrieben heraus, von den dort Beschäftigten an uns herangetragen werden.

Wir sind kein Versicherungsunternehmen mit garantierter Minimallohnsteigerung. Wir kämpfen, ohne Stellvertreter für unsere Interessen. So behalten wir auch unsere Ziele besser im Griff. Denn wir sind der Meinung, dass nur die Beschäftigten selbst wissen können, was sie wollen und das deshalb auch nur sie wirkliche Verbesserungen erreichen können.

Wir halten nichts von der sogenannten Sozialpartnerschaft! Wir meinen, dass es keine gemeinsamen Interessen zwischen Arbeitern und ihren Chefs, Aktionären und anderen Ausbeutern geben kann. Die sogenannte Sozialpartnerschaft hat letzlich nur dazu geführt, dass heute einige wenige sehr reich und eine immer größere Gruppe abhängig Beschäftigter immer ärmer geworden sind. Immer mehr Menschen sind auf die menschenunwürdigen HartzIV Regelsätze angewiesen.

In der sogenannten Sozialpartnerschaft zahlen am Ende immer wir! Deshalb reicht es nicht aus, dass wir Stellvertretern unsere Belange überlassen. Die Wobblies sind mehr als nur eine Gewerkschaft. Jeder und jede abhängig Beschäftigte kann bei uns mitmachen, wenn sie erkannt haben, dass es ander Zeit ist seine Interessen – selbstbestimmt – in die eigenen Hände zu nehmen.

An dieser Stelle wird die Ortsgruppe der IWW-Industrial Workers of the World Kassel über ihre Aktivitäten informieren und zu ihren Treffen einladen! <!–03425143–>